Ein Buch aus der Reihe Morduntersuchungskommission.
Der Krimi spielt Ende 1983 in der DDR und erzählt aus dem Alltag von Otto Castorp, einem Mitglied eben jener Morduntersuchungskommission. Wir lernen seine Kollegen, seine Familie und seine Geliebte kennen. Wir bekommen mit wie er in verschiedenen Verbrechen ermittelt, bis er in die Ermittlungen zu einem Mord an einem Schwarzen involviert wird. Auf politischen Druck hin, legen die Ermittler den Fall unaufgeklärt zu den Akten. Eine Entscheidung die Otto nicht hinnimmt und auf eigene Faust weitersucht bis er die Täter findet.
Ist das Ganze nun DER Krimi 2020, wie er es für die Crime Cologne war? Für mich eher nicht. Mir hat die Geschichte gut gefallen, schildert es doch Verhältnisse und Umstände die mir fremd sind. Insofern … interessant, ja. Das Ganze ist mir dann aber doch irgendwie zu kleine klein, zu sehr mit den Ortsvorkommen in Gera und um Gera herum verwoben. Ich konnte mir nicht so richtig vorstellen, wie es da ausgesehen hat, vielleicht auch, weil ich noch nie da war.
Trotzdem ein bemerkenswertes Buch, alleine schon deswegen, weil es in einer Zeit in einer Epoche spielt, die bislang kaum mal für einen Krimi herhalten mussten … oder hab ich das bisher nur gnadenlos ignoriert?
Von den Webseiten der Crime Cologne:
Max Annas ist der diesjährige Preisträger des mit 3000 Euro dotierten Crime Cologne Awards. Der Schriftsteller, der 2017 den Deutschen Krimipreis erhalten hatte, wird für seinen Roman „Morduntersuchungskommission – Der Fall Teo Macamo“ (Rowohlt) ausgezeichnet.
Die Begründung der fünfköpfigen Jury im Wortlaut:
„Krimis waren in der DDR sehr beliebt und obwohl sie bei den Offiziellen ein ungeliebtes Genre waren, ließ man ihre Veröffentlichung zu. Verbrechen wurden dem Kapitalismus zugeschrieben und kamen im Sozialismus nicht. Da in den offiziellen Statistiken der DDR kaum Morde verzeichnet wurden, sollten auch die Autoren möglichst auf Morde in den Romanen verzichten, bzw. den Schauplatz notfalls in den Westen verlegen. Max Annas ‚Morduntersuchungskommission – Der Fall Teo Macamo‘ schließt 30 Jahre nach der Wiedervereinigung eine Lücke, indem er seinen Roman im letzten Jahrzehnt der DDR ansiedelt. Durch seinen fast protokollarischen Stil unterstreicht er in einer fast objektiv wirkenden Art und Weise, wie die Lebensverhältnisse in der DDR waren und wie die Menschen sich dort auf diese Lebensverhältnisse einstellten. Gewalt gegen Andere scheint hier beinahe die logische Konsequenz. Mit dem Ermittler Otto Castorp hat er eine Figur geschaffen, deren Welt langsam in sich zusammenfällt, deren baldiges Ende aber noch nicht spürbar ist. Immer wieder muss sich der Leser innerhalb der Geschichte selbst positionieren. Wie hätte man sich selber in dem System verhalten? Annas bedient sich bei dem historischen und bis heute nicht geklärten Mord an dem Mozambikaner Manuel Diogo, dem der Roman auch gewidmet ist. Er verdeutlicht, dass rassische Verbrechen in der DDR kein Einzelfall waren, aber eben auch kein DDR-Phänomen sind. Vielmehr stellt sich beim Lesen die Frage, wie wir heute mit ‚Anderen‘ umgehen. Damit verleiht Max Annas dem Roman und der Thematik eine enorme Aktualität.“